Presseartikel

Vintage-Shop in Offenbach: „Emmas Gemischtwarenladen“ nach 15 Jahren wiedereröffnet

Offenbach Post

Stand: 05.04.2024, 10:13 Uhr


Von: Sylwia Ramona Golebiewska




Jahrelang war der Laden seiner Mutter geschlossen. Nun hat sich Rüdiger Bock entschlossen, das Traditionsgeschäft „Emmas Gemischtwarenladen“ nach Offenbach zurückzubringen.


Offenbach – Vor 90 Jahren trug sein Großvater Gustav Bauer den weißen Kittel, stand hinter der Theke. Kurz danach streifte ihn sich seine Oma Emma Bauer über und schließlich auch seine Mutter. Nun, fast ein Jahrhundert später, steht Rüdiger Bock hinter der Theke und trägt – na klar, den weißen Kittel seines Opas.

Vintage-Shop in Offenbach hat vor 120 Jahren eröffnet.Nach dem Tod seiner Eltern beschloss Rüdiger Bock, die Familientradition aufleben zu lassen und sich selbst hinter die Theke zu stellen. Allerdings mit einem neuen Konzept. Morgen eröffnet der Bürgeler offiziell sein Geschäft mit Vintage-Artikeln unter dem Namen: „Emmas Gemischtwarenladen“. Aus diesem Anlass blicken wir in die Vergangenheit zurück.

Alter Laden in Offenbach 1904 eröffnet - nun kehrt er als Vintage-Shop zurück


Es ist das Jahr 1904, als Friedrich Wilhelm Krieger den Laden erbaut. Erst führt er ihn selbst, später übernehmen Nachfolger. Fünf Ladengeschäfte später nutzt Gustav Bauer seine Chance und eröffnet 1934 nach seiner Ausbildung das lang erträumte Geschäft mit Molkerei und Milchprodukten. Beginn der Familientradition. Die bekommt allerdings schon bald einen Knick: Gustav Bauer muss an die Front, ist gezwungen, Laden und Familie zu verlassen. Er kommt nie wieder zurück, obwohl seine Ehefrau zehn Jahre lang auf ihn wartet.



Kaum ein Laden ist so reich an Familientradition, Erinnerungen und Geschichten wie „Emmas Gemischtwarenladen“ in Bürgel, seit 120 Jahren an der Von-Behring-Straße 109. Die Bürgeler kannten das Geschäft unter verschiedenen Namen und Formen. Zuletzt stand es 15 Jahre leer. Emma Bauer ist eine junge Mutter, als sie beschließt den Laden nach dem Tod ihres Mannes weiterzuführen. Sie verwandelt das Geschäft nach und nach in einen Lebensmittel- und Feinkostladen. Sie hält das Geschäft am Laufen, erzieht ihre Tochter Hannelore und kümmert sich um ihre Mutter und die verwitwete Ehefrau von Friedrich Wilhelm Krieger.


Anfangs holt sie die Ware selbst vom Großmarkt ab, feilscht mit den Händlern, später wird sie beliefert. „Sie musste sich oft durchsetzen, es galt damals als reine Männerdomäne“, erläutert Rüdiger Bock.Vintage-Shop in Offenbach hat den Namen von Oma des Inhabers


„Ich habe mich für den Namen Emma wegen meiner Oma entschieden“, sagt er. Er habe ihre Unerschütterlichkeit, Willensstärke, Kreativität, ihren Mut, ihr Durchhaltevermögen und ihr Engagement bewundert. Rüdiger Bock ist überzeugt, dass sie dank dieser Charakterzüge sich und ihre Familie am Leben hielt. Und das Geschäft auch. Nach Emma Bauers Tod liegt das Schicksal des Ladens in den Händen ihrer Tochter Hannelore. Sie entscheidet sich, mit dem Geschäft weiterzumachen. Unter ihrer Führung verändert sich der Laden mehrfach: vom Lebensmitteleinzelhandel über die Otto-Versand-Filiale bis hin zum Telefonmarketing.


„Ich war immer mittendrin, viele Bürgeler kennen mich aus Zeiten, als ich noch klein war“, sagt Bock. Als Jugendlicher hat er im Geschäft sogar mitgeholfen. Nun belebt er den Laden mit Schmuck, Handtaschen, Hüten, Besteck, Teekannen und Schreibmaschinen. Alles Gegenstände, die einst der Familie gedient haben. „Ich habe noch genug Sortiment im Keller“, versichert Bock.

Er hat dem Laden wieder Leben eingehaucht, Boden und Wände saniert, Schaufenster dekoriert, alles eingerichtet, Preisschilder, Flugblätter und Tüten eigenständig angefertigt. „Es ist ein Herzensprojekt“, sagt er. Etwa sieben Monate hat der Bürgeler dafür gebraucht.


Eigentlich ist Bock Förderschullehrer, das Geschäft führt er nebenbei. Es habe sich nicht richtig angefühlt, den Laden in fremde Hände zu geben. „Er ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens gewesen“, versichert Bock. Nachdem der Bürgeler vergangenes Jahr seine Bekannte in ihrem Vintage-Geschäft in Lauterbach besucht hat, kam er auf die Idee, selbst einen Trödelladen zu betreiben. „Ich mache das als Hobby, es ist einfach meins. Mich interessiert die Mode und Musik aus den 20ern, 30ern.“ Seine Philosophie: etwas für jeden, ohne dass „es ein Vermögen kostet“.Eröffnung


„Emmas Gemischwarenladen“ eröffnet am Samstag, 6. April, um 11 Uhr. Das Geschäft ist mittwochs von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Infos unter: emmas-gemischtwarenladen.de

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